Villa Romana del Casale – Agrigent
Inhalt
Der längste Reisetag
Heute galt es, den längsten Reisetag zu bewältigen: Ganze 330 Kilometer Fahrt lagen vor uns. Bereits um 7 Uhr begaben wir uns zum Frühstück. Dieses fiel sehr spärlich aus, da das Buffet regulär erst eine halbe Stunde später eröffnete. Für unsere Reisegruppe machte man allerdings eine Ausnahme. Offiziell hieß es, man könne nicht früher öffnen, da man noch auf die Brötchen warten müsse. Seltsam, wo es doch am vorherigen Tag auch keinerlei Brötchen gab. 🙂
Die Villa Romana del Casale
Um 8 Uhr verließen wir dann das Hotel, um in die Gemeinde Piazza Armerina zu fahren. Etwas südwestlich von hier gelegen, statteten wir der spätrömischen Villa Romana del Casale einen Besuch ab. Sie war ein wichtiges Denkmal des römischen Siziliens und UNESCO-Weltkulturerbe. Besonders berühmt war die Villa Romana del Casale aber für ihre hervorragend erhaltenen Bodenmosaiken aus farbigen Tesserae. Diese nahmen eine Fläche von etwa 3.500 Quadratmetern ein.
Die Villa Romana del Casale war in die vier Bereiche Haupteingang, Thermenanlage, Zentrum mit rechteckigem Peristyl, Basilika und umgebenden Räumen sowie Triclinium unterteilt.
Zuerst kamen wir an der Thermenanlage vorbei. Hier gab es drei geheizte Räume, die Caldarien, sowie einen Abkühlraum, das Frigidarium. Ferner diente ein Raum als Gymnastiksaal, ein anderer als Massageraum.
Danach gingen wir über den großen Eingangshof und stiegen die Stufen zum Empfangsraum hinauf. Dahinter erblickten wir bereits das rechteckige Peristyl in dessen Mitte ein Springbrunnen stand. Wir liefen über Holzstege, von denen wir die Mosaiken am Boden betrachten konnten. Das Mosaik im Peristyl zeigte die von Lorbeergirlanden umgebenen Köpfe von verschiedenen Tieren wie Raubkatzen, Antilopen, Stieren, Ziegen, Pferden und Elefanten.
Links vom Peristyl gelangten wir zu Küche, Diensträumen und privaten Räumen der Besitzer. Die Diensträume hatten Fußböden mit Mosaiken geometrischen Musters, die Räume der Besitzer zeigten Mosaiken der vier Jahreszeiten sowie Szenen des Fischfangs. Weiterhin gab es einen Winterspeisesaal, welcher das Mosaik „Kleine Jagd“ enthielt. Dieses zeigte eine Jagd mit Opferszene für die Göttin Diana und einem Bankett im Freien.
Gang der großen Jagd und Triclinium
Vom hinteren Teil des Peristyls kamen wir anschließend zum „Gang der großen Jagd“. Dieser war etwa 66 Meter lang und 5 Meter breit. Durch ihn gelangte man in die Basilika und weitere Räume der Besitzer. Das Thema des Mosaiks der großen Jagd war der Tierfang für die Spiele in den Amphitheatern Roms. Die Tiere wurden also nicht getötet, sondern gefangen genommen und von Afrika und Asien auf Schiffen nach Rom gebracht. In der großen Basilika hielt der Hausherr Audienz und empfing Besucher. Der Boden war mit Platten aus farbigem Marmor und Porphyr ausgestattet.
Rechts und links von der Basilika befanden sich die herrschaftlichen Zimmerfluchten. Eine gehörte der Hausherrin und ihren Kindern, die andere gehörte dem Hausherren selbst. Der Fußboden des Schlafzimmers des Hausherren war mit einem Mosaik, das ein Liebespaar zeigte, umgeben. Den Boden des Kinderzimmers bedeckte das „Kinderzirkus-Mosaik“. Auf diesem traten vier von Vögeln gezogene und von Kindern gelenkte Wagen in einer Arena gegeneinander an. Weiterhin gab es einen Musiksaal sowie den Raum mit den „Bikini-Mädchen“. Dieses Mosaik zeigte zehn Frauen beim Sport.
Im Anschluss gingen wir noch zum ovalen Peristyl, dem Triclinium. Das Triclinium war ein Speisesaal, in dem damals drei Speisesofas aufgestellt waren. Hier gab es außerdem einen Festsaal nur für Männer. Das Mosaik am Boden stellte die zwölf Arbeiten des Herkules dar.
Mittagessen im Agriturismo
Nachdem wir uns gründlich in der Villa Romana del Casale umgesehen hatten, gingen wir zurück zum Bus und fuhren zu einem nahegelegenen Agriturismo. Dies war eine Art ländliches Ferienhaus, welches landestypische Kost anbot.
Als Vorspeise bekamen wir einen Teller mit Ricotta, Salat, Salami und Caponata, einem süßsauren Gemüsegericht. Danach wurden Bruschetta und frittiertes Gemüse gereicht. Als Hauptgang gab es Nudeln mit einer Käse-Sahne-Soße. Zum krönenden Abschluss wurden wir mit Cannolo, einer frittierten Teigrolle mit cremiger Füllung aus Ricotta und Vanille, verwöhnt. Zum gesamten Mahl bekamen wir zudem eine Flasche Wasser und eine Karaffe Rotwein. Für dieses sehr leckere Essen zahlten wir lediglich 15 Euro pro Person.
Im Tal der Tempel bei Agrigent
Im Anschluss fuhren wir weiter zum sogenannten „Tal der Tempel“ in der Nähe der Stadt Agrigent. Diese archäologische Stätte zeigte hauptsächlich die Reste der antiken Stadt Akragas, die zweitwichtigste griechische Polis auf Sizilien nach Syrakus. Die UNESCO erklärte diese archäologischen Stätten von Agrigent ferner zum Weltkulturerbe.
Am Eingang zum Tal der Tempel wurden wir und unsere Rucksäcke zuerst auf verdächtige Gegenstände gescannt. Danach konnte es losgehen mit der Führung. Zuerst kamen wir am Heratempel vorbei. Dieser wurde etwa 450 v. Chr. errichtet und 406 v. Chr. von den Karthagern niedergebrannt. Die Römer bauten ihn im ersten Jahrhundert v. Chr. wieder auf.
Weiterhin sahen wir eindrucksvolle Reste der alten Stadtmauer, welche aus dem Fels geschlagen worden war. Die Mauerreste hatten teilweise eine Dicke von mehr als einem Meter. Auch kamen wir an schönen Feigenkakteen vorbei, an denen pralle Früchte gedeihten.
Danach erreichten wir den Concordiatempel. Dieser zählte zu den besterhaltenen Tempeln der griechischen Antike. Man benannte ihn nach einer in der Nähe gefundenen Inschrift, auf der von der Eintracht (lat. concordia) unter den Bewohnern Agrigents die Rede war. Der Concordiatempel wurde etwa 430 v. Chr. errichtet und 597 n. Chr. in eine christliche Basilika umgewandelt. Um den Concordiatempel herum befand sich eine christliche Nekropole. Die frühesten Gräber stammten aus der Zeit zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert n. Chr., die jüngsten aus dem 9. Jahrhundert n. Chr.
Als letztes erreichten wir den Heraklestempel aus dem 5. Jahrhundert v. Chr., dessen Trümmer über das Areal verstreut lagen. Im Hintergrund sahen wir die eindrucksvolle Skyline von Agrigent.
Abends in der ehemaligen Thunfischfabrik
Nachdem wir uns sattgesehen hatten, gingen wir zurück zum Bus und fuhren durch wunderschöne, grüne Landschaften nach Tonnara di Bonagia. Hier übernachteten wir in einem Hotel, das ursprünglich eine Thunfischfabrik war. Es war also nicht verwunderlich, dass die Unterkunft einem traditionellen Fischerdorf mit Blick auf das Meer ähnelte. Auch die Zimmer waren sehr altbacken eingerichtet.
Zum Abendessen um 20 Uhr gab es Erbsensuppe, Schollenfilet (bzw. Roulade für Tobi) mit Kartoffeln sowie Zitronenkuchen. Leider schmeckte das Essen alles andere als gut – die Scholle war jedenfalls toter als tot.