Die Geistergeschichte von Okiku
Die Burg Himeji wurde von Lord Norimoto und seinem Regenten, dem Samurai Tessan Aoyama, regiert. Eines Tages plante Aoyama aber, Lord Norimoto zu töten und die Burg zu übernehmen. Okiku, das schöne Dienstmädchen, lauschte dieser Verschwörung und berichtete ihrem Liebhaber, dem loyalen Krieger Motonobu, davon. Durch das Eingreifen von Motonobu und seinen Kriegern konnte Lord Norimoto rechtzeitig fliehen.
Allerdings übernahm Aoyama danach die Kontrolle über die Burg. Er war wütend, dass Lord Norimoto entkommen war und suchte den Verräter, den folglich nur der Tod erwarten sollte. Aus Angst um sein Leben verriet einer von Motonobus Kriegern Okiku an Aoyamas Komplizen, einen Mann namens Danshiro. Dieser sah Okikus Schönheit und wollte sie zu seiner Frau machen. Anstatt Aoyama also über die Identität des Verräters zu informieren, konfrontierte er Okiku. „Schöne Okiku, heirate mich und dein Leben wird verschont werden.“ Aber Okiku liebte nur Motonobu und wies Danshiro ab.
Daraufhin stahl Danshiro einen von zehn goldenen Tellern – wertvolle Erbstücke der Familie Aoyama – und bezichtigte Okiku öffentlich des Diebstahls. Okiku machte sich sofort daran, den fehlenden Teller zu suchen – ohne Erfolg.
Danshiro konfrontierte Okiku ein letztes Mal. „Heirate mich und ich werde den Teller zurückgeben und somit deine Unschuld beweisen.“ Okiku lehnte erneut ab. Von blanker Wut überwältigt, zog Danshiro sein Schwert und erschlug Okiku. Ihren leblosen Körper warf er anschließend in den Brunnen der Burg. Ihre Abwesenheit warf keine Fragen auf, da alle glaubten, sie hätte den Teller gestohlen und sei geflohen. Nur Motonobu und seine Krieger kämpften weiter gegen Aoyama. Schließlich waren sie erfolgreich: Aoyama wurde gestürzt und Lord Norimoto kehrte zurück.
Seit diesem Tag stieg Okikus Geist jede Nacht aus dem Brunnen hervor und zählte langsam bis neun. Nachdem der Geist bis neun gezählt hatte, brach er in ein unnatürliches Heulen und Schreien aus. Danshiro verfiel folglich dem Wahnsinn und man warf ihn aus der Burg.
Glaubt man den Einwohnern von Himeji, so spukt Okikus Geist noch immer in der Burg. Der Brunnen, welcher zu ihrem feuchten Grab wurde, kann besichtigt werden und trägt heute den Namen „Okiku-Brunnen“.